Donnerstag, 8. Januar 2015

Yverdon-les-Bains



Das Jubeljahr ist vorbei - lassen wir es  nachklingen!

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Yverdons-les-Bains
Yverdon-les-Bains - das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, das schmeckt nach französischem ésprit, accent, savoir vivre, nach Wellness, See, Baden, kurz nach allem, was man in Winterthur vermissen könnte. «Ich fühlte mich in Yverdon so wohl, dass ich mich entschloss zu bleiben», schrieb anno dazumal der weitgereiste Jean Jacques Rousseau, um einen Monat später eiligst in sein Tagebuch zu notieren: „Ausweisung aus Yverdon, Flucht nach Môtier.“ Dies nachdem zehn Tage vorher sein reformpädagogischer Roman Emile in Genf öffentlich verbrannt worden war. 



Das hielt einige Jahre später Heinrich Pestalozzi nicht davon ab, seinen Sohn nach den Rezepten Rousseaus zu erziehen (und zu scheitern) und 1804 gar im Schloss von Yverdon eine Volksschule zu eröffnen (und schliesslich auch zu scheitern). - Was das mit Winterthur zu tun habe, fragt meine Freundin Sônia, wo es hier doch keine Thermalquellen, keinen See, kein Französisch und schon gar keinen Rousseau oder Pestalozzi gebe. Mehr als sie meint, denn die Stadt wusste aus ihrem Defizit Gewinn zu schlagen und ging 1969 eine Städtepartnerschaft mit Yverdon-les-Bains ein. Damit rückte man in Winterthur dem fehlenden See wenigstens ideell etwas näher und stellte auch sonst fest, dass die Partnerschaft nicht völlig aus dem Nichts gegriffen war. 

Denn bereits Anfang 19. Jh. waren – wenn auch ganz informell – lose Bande geknüpft worden, als etliche Winterthurer Sprösslinge Pestalozzis Internatsschule in Yverdon besuchten. Zuerst wohl aus pädagogischer Notwendigkeit, später dann, weil es schick wurde. Das war vor 200 Jahren. Und heute stellt man fest, dass die beiden Städte mehr gemeinsam haben, als man denkt: So sind sie beide lediglich die zweitgrössten im Kanton, stehen also im Schatten der Kantonshauptstädte. 

Freilich ist Yverdon mit seinen 28‘000 Einwohnern bedeutend kleiner. Aber die welsche Partnerstadt pflegt ein reiches Kulturleben, leistet sich vier Museen, drei Theater und ein Kongresszentrum, verfügt über Thermalquellen und ein echtes Grand Hotel. Das ist eine gute Grundlage für den Austausch auf kulturellerem Gebiet, wie er immer wieder stattfindet. Politisch sieht man sich auch auf Exekutivebene regelmässig, und seit man hüben und drüben die Windenergie entdeckt hat, gilt es, ein gemeinsames Projekt voranzutreiben.
Gute Gelegenheiten, um auf Tuchfühlung zu gehen, bieten jeweils Jubiläen und offizielle Festanlässe. 

Auch am offiziellen Festakt der 750-Jahre-Feier im Juni war Yverdon gebührend vertreten: mit dem Stadtpräsidenten und dessen Partnerin. – Wo sie wohl übernachteten, fragt meine Freundin Sônia. Jedenfalls nicht im Grand Hotel, da in Winterthur nicht vorhanden und in der Jugendherberge wohl auch nicht. Die sei in Yverdon übrigens schwer in Ordnung, weiss sie, und ideal für Schulklassen. Diese schaffen nämlich gelegentlich auch den Sprung über den Röstigraben von Winterthur  nach Yverdon-les-Bains – oder umgekehrt.

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