Donnerstag, 22. Januar 2015

Z...-Wort

Wie gut, dass das Jubeljahr nun vorbei ist - dieser Post hätte die Freude getrübt.

Z...-Wort


Bildinformation

Es lässt sich nicht länger hinausschieben: das Z...-Wort. Wer neu ist in Winterthur, wird sich anfänglich über gewisse Animositäten wundern, die W&W an den Tag legen, wenn das Z…-Wort fällt. Man habe das Gefühl, Zürich sitze den Winterthurern ständig im Nacken, meinte meine Freundin Sônia kürzlich. Dies nach einem Zoobesuch in Zürich, als ihr Schwärmen für das tropische Klima der Masoala-Halle von Winterthurer Freunden mit kalter Verachtung quittiert wurde. 



Aber wie sagt man so schön? Alles verstehen, heisst alles verzeihen. Und was es in diesem Fall zu verstehen gibt, ist die Tatsache, dass Winterthur über 300 lange Jahre unter Zürcher Herrschaft stand. Das Unheil begann 1476, als die Stadt von den Habsburgern an Zürich verpfändet wurde. Das bedeutete nichts Gutes. Zwar konnte Winterthur gewisse Rechte behalten, etwa jene der Steuerhoheit oder der Selbstverwaltung. Doch in aussenpolitischen Belangen musste es sich unterordnen und sogar Truppen stellen, falls es den Zürchern gefallen hätte. 

Zahlreich sind im Folgenden die Belege dafür, wie die Stadt an der Eulach von derjenigen an der Limmat diskriminiert wurde. So wusste Zürich lange zu verhindern, dass Winterthur die Schlösser Hegi und Wülflingen – Sie erinnern sich an S wie Spuk - mit den zugehörigen Ländereien erwerben konnte. Zürich schränkte zudem das Marktrecht ein – das selbige, welches Sie unter A wie Albanifest kennenlernten - und traf die örtliche Textilproduktion empfindlich, als es 1720 Handel und Verarbeitung von Seide und Wolle verbot bzw. mit Strafzöllen belegte und gar mit militärischen Konsequenzen drohte. Auch vor einem „Ärztestopp“ für Praktizierende aus Winterthur schreckte man nicht zurück, der Export der berühmten Winterthurer Kachelöfen nach Zürich war bei einer Busse untersagt und Druckereien wurden bis zum Ende dieser „Schreckensherrschaft“ nicht geduldet. 

Napoleons Truppen machten dem Zustand 1798 ein Ende. Nun war die Stadt endlich frei, Nägel mit Köpfen zu machen – und das richtig. Denken Sie an I, wo wir über die boomende Industriestadt sprachen oder an T, wo Winterthur die Zeichen der Zeit erkannte und das Technikum gründete, meinetwegen auch an die Mäzene unter H und O oder ans Stichwort Kunst und Kultur, wo das eigenständige kulturelle Leben der Stadt Thema war. 

Dass Winterthur gelegentlich auch etwas über das Ziel hinausschoss, etwa damals als es versuchte, unter Umfahrung Zürichs eine Bahnlinie vom Bodensee nach Genf zu führen – Sie erinnern sich unter B wie Bahnhof - kann man der Stadt nicht verübeln. Ebenso wenig, dass W&W bis heute empfindlich auf Zürich und seine Zürcher reagieren. Etwas weniger Verständnis wird man für die Standortkampagne  (übrigens von einer Werbeagentur – richtig! – aus Zürich) haben, mit der Winterthur 2013 für sich warb - Sie erinnern sich, „Eine Kulturstadt wie Zürich …“, etc. - und sich fragen, warum die Stadt nicht endlich selbstbewusst ihre Trümpfe ausspielt. 

Gar kein Verständnis haben, wird man aber für die Tatsache, dass die ganze Kampagne – immerhin 4 Plakatesujets mit 8 verschiedenen Protagonisten – ganz ohne Frauen auskommt! Das liesse sich nicht mit der Geschichte rechtfertigen, meint meine Freundin Sônia. Erklären lässt es sich allenfalls durch den Vorstand des Stadtmarketings: 10 Herren, 0 Frauen. Vielleicht müsste man an dieser Stelle doch nochmals auf Q wie Quotenfrauen zurückkommen. Doch denken Sie an G wie Glück, wo wir unumstösslich belegten, dass Winterthurerinnen genug Selbstbewusstsein haben, um die glücklichsten Frauen der Schweiz zu sein. Und dazu stehe ich! – Meine Freundin Sônia meint allerdings, … aber das ist eine andere Geschichte.

Alles Gute hat ein ENDE.  So auch der Jubiläums-Blog. Wer mehr von Text-Kult lesen möchte, kann dies demnächst an dieser Adresse unter Culture-Bites.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen