Donnerstag, 24. April 2014

Hedy Hahnloser


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Hedy Hahnloser


H.H. war eine Frau, die keine halben Sachen machte. Das hielt sie so als junge Arztgattin, später als Kunstsammlerin und Mäzenin, aber auch in Krisen und Krankheit. Zeitgenossen schwanken in ihrem Urteil zwischen „Grand Old Lady“ und „alte Hexe“. Wer H.H. besser kannte, wie ihre Malerfreunde mit den grossen Namen, schätzte ihren Scharfsinn und im
Falle des Malers Felix Vallotton – ihre Weiblichkeit. „Ich bin froh, dass sie mehr ‚Frau‘ sind, als ich erwartet hatte“,  schrieb er in einem Brief.

Fotografien zeigen eine schlanke Figur und ein Gesicht mit wachem Blick und schmalen Lippen. Züge, die einer Frau nicht gerade schmeicheln, die aber im Falle H.H.s von einem sanften Lächeln gemildert wurden. Zur Kunst fühlte sie sich schon früh hingezogen, besuchte die Kunstgewerbeschule St. Gallen, machte eine Ausbildung zur Kunstmalerin in München, um schliesslich ihre Berufung im Sammeln zu finden. Eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann Arthur teilte. Aus einer Winterthurer Industriellenfamilie stammend, kannte H.H. den Wert des Geldes und wusste, was sich damit machen liess.

1905 legte das Paar mit dem Kauf eines „Kirschbaums“ von Ferdinand Hodler den Grundstein seiner Sammlung. Es folgten Reisen nach Paris, wo die Kunstszene gerade von „Wilden“ und „Propheten“ aufgemischt wurde: Die farbintensive Malerei der „Fauves“ und „Nabis“ hing schon bald im Salon der Hahnlosers neben Postimpressionisten und Schweizer Symbolisten. Darunter auch Frauenakte, die ein regelrechtes Skandälchen provozierten: Freunden der Hahnloser-Kinder wurde nämlich der Besuch des Arzthauses untersagt, bis man die unschicklichen Damen schliesslich ins Obergeschoss zügelte. – Ob H.H. auch Aktmodell gewesen sei, will meine Freundin Sônia wissen. - Meine Lektüre schweigt dazu, bekannt ist aber ein hochanständiges Porträt.

Belegt ist auch, dass im Winterthurer Kunstverein, der für die Ankäufe des Kunstmuseums verantwortlich zeichnete, bald ein neuer Wind wehte. Er kam aus Richtung Villa Flora, wo Hahnlosers Freundeskreis beim wöchentlichen Kaffee kulturpolitische Fäden spann. Nicht ohne Auswirkungen auf die Sammeltätigkeit des Museums - und auf H.H. Die Doppelbelastung als öffentlich engagierte Frau und zweifache Mutter forderte ihren Tribut. H.H. erkrankte an Tuberkulose und wurde depressiv. Zehn Jahre dauerte das Hoffen und Bangen, aus dem sie wenn nicht geheilt, so doch gestärkt hervorging.

Im milden Klima Cannes fand das Ehepaar ein zweites Zuhause, wo es den befreundeten französischen Malern näher war - und wo Arthur 1936 verstarb. H.H. aber blieb unermüdlich bis zu ihrem Tod 1952. Ihr Vermächtnis aber ist noch bis am 27.4.14 im intimen Rahmen der Villa Flora an der Tösstalstrasse 44 in Winterthur für alle zugänglich zu besichtigen.Wie's danach weitergeht, lesesn Sie hier.
Wo Winterthur ganz Vintage und Retro ist, zeigt Ihnen der Post vom 5.5.2014

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