Sonntag, 23. Februar 2014

Bahnhof

Bahnhof


By Roland Zumbühl (Picswiss), Arlesheim (Commons:Picswiss project) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons
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Mögen Sie Zahlen? Ich auch nicht. Aber diese werden Ihnen gefallen, denn sie sind geradezu imposant: 122'000 Reisende täglich, verteilt auf 1100 Züge, 38 km Gleise und 107 Weichen.

Das sind die Koordinaten des Winterthurer Hauptbahnhofs. Dabei hatte alles ganz klein angefangen im Jahre 1855: mit einem Gleis und einem provisorischen Bahnhofgebäude. Bedient wurde die Strecke Zürich – Romanshorn, und das achtmal am Tag. Die Fahrzeit? Drei Stunden fünfzig Minuten. Das mag Ihnen vielleicht etwas lange erscheinen. Welchen Fortschritt es aber bedeutete, wird Ihnen sofort klar, wenn Sie erfahren, dass man für die rund 25 km zwischen Winterthur und Zürich bis anhin fast drei Stunden vertrödelt hatte, während sie mit der Eisenbahn neu in glatten 1 ¾ Stunden zu schaffen waren! Ein Fortschritt, der nach mehr Destinationen rief: Schaffhausen, St. Gallen, Waldshut kamen dazu, und bald war von internationalen Verbindungen die Rede. Binnen Kurzem hatte sich Winterthur zum Verkehrsknotenpunkt entwickelt. Das verlangte nun freilich auch ein Bahnhofgebäude, das diesen Namen verdiente. Der geeignete Architekt war schnell gefunden: Jakob Wanner, seines Zeichens Spezialist für Bahnhöfe, produzierte diese, als wären es Maroni-Häuschen (27 an der Zahl). Und so konnte Winterthur 1861 das neue Gebäude nach nur zweijähriger Bauzeit einweihen. Eine Erfolgsgeschichte, würde man meinen, doch nicht frei von Rückschlägen: Es war in den 1870er-Jahren, als sich die Demokraten um den Stadtpräsidenten Johann Jakob Sulzer das ehrgeizige Ziel setzten, eine Linie vom Bodensee nach Genf zu bauen, und zwar – das war der Clou - ohne Berücksichtigung Zürichs! Damit wollte man den „Herrenbahnen“, wie man in Winterthur die von Zürich dominierten Privatbahnen nannte, eine volksnahe „Nationalbahn“ entgegenstellen. Waren die Pläne zu ehrgeizig, der Zeitpunkt ungünstig? Tatsache ist, dass die Bahn 1878 zwangsliquidiert werden musste. Was blieb, war ein Schuldenberg von 27 Mio. Franken, an dem sich die Steuerzahlenden noch lange Jahre abarbeiten sollten. Freilich war die Eisenbahn durch solche Debakel nicht mehr aufzuhalten. Mit der Verstaatlichung von diversen privaten Gesellschaften begann 1898 eine neue Ära der Bahngeschichte, die in die Gründung der SBB mündete. Für die Winterthurer hatte sie sichtbare Konsequenzen in der Erweiterung ihres Bahnhofgebäudes. Es erhielt nun seine heutige Form mit den grosszügigen, vorgelagerten Wartesälen. Wie Sie vielleicht auf den zweiten Blick erkennen, sind diese dem Bundeshaus nachempfunden.  Selbstverständlich brauchte der Winterthurer Bahnhof noch weitere Modifikationen, um schliesslich das zu werden, was er heute ist, nämlich – nein, nicht das grösste Fumoir der Ostschweiz, wie meine Freundin Sônia behauptet - , der viertgrösste Bahnhof der Schweiz mit einer beeindruckenden Fläche von genau 253‘349 m2

Erfahen Sie, weshalb die Winterthurer Mädchenschule plötzlich aus allen Nähten platzte: am 3.3.14

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