Montag, 7. Juli 2014

Musik

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Musik

Eines wird Ihnen sofort auffallen, wenn Sie in Winterthur unterwegs sind. Die Stadt verfügt über eine aussergewöhnlich
hohe Dichte an – nein, nicht Velos, die kommen noch – Musizierenden! Kein Tag vergeht, an dem Sie nicht einem jener koffer-, hüllen- oder etuitragenden Mitmenschen begegnen, deren Gepäckstück unübersehbar klarmacht: Ich bin ein Cello, ich bin eine Geige, eine Gitarre, ein Horn. 

Nicht alle freilich posaunen ihre Liebhaberei oder Berufung so ungefragt aus. Denken Sie an die Flötisten, die ihr Instrument problemlos und diskret in der Mappe transportieren können, und vergessen Sie nicht die Pianisten, Harfenisten, Organistinnen, Perkussionisten und Dirigentinnen und das Heer von Sängerinnen und Sängern, die ganz inkognito unterwegs sind. Nicht auszumalen, wenn sie sich alle zu einem Flash Mob zusammenfänden und der Stadt aus dem Stegreif eine Standpauke hielten …! 

Einer hätte sicher seine Freude daran gehabt: Willi Gohl. (Nicht etwa Goal, wie meine Freundin Sônia meinte). Gohl war ein Vollblutmusiker. Fast 30 Jahre lang leitete er das Winterthurer Konservatorium und machte es zu einem Zugpferd unter den Musikhochschulen. Bekannter wurde er aber wegen seiner Leidenschaft für Volkslieder, die er sammelte, um sie an Offenen Singen unter die Menschen zu bringen. An diesen In- oder Outdoor-Veranstaltungen konnten sich Laien, unterstützt von Profis, in alten und neuen Liedern üben. Dank Radioübertragung war das Mitsingen auch von zu Hause aus möglich. – Das war damals in den 70ern. 

Unterdessen ist das gemeinsame Singen längst vom gemeinsamen Liken abgelöst worden und die Radioübertragung von Star-Castings am TV. Eines aber hat sich in Winterthur nicht verändert: Die Konzerte des Musikkollegiums finden nach wie vor im prächtigen Stadthaus statt. Hier sorgt die Handschrift Gottfried Sempers, jenes Stararchitekten des 19. Jh, für einen dezenten Glamoureffekt. Ein subtiler Glanz, der durch den Staubdunst stadträtlicher Büros ebenda, gleich wieder relativiert wird. Und so geht nie vergessen, wem man dieses architektonische Prunkstück verdankt. 

Meine Freundin Sônia stört das übrigens nicht, da sie auf die Musikfestwochen im August schwört. Diese sind zweifellos ein Höhepunkt im musikalischen Leben der Stadt. Was so klassisch tönt, ist aber (fast) alles andere und kann für sich beanspruchen, das älteste Open-Air Festival der Schweiz zu sein! Und übrigens: Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, sich in Winterthur als Strassenmusizierende zu versuchen, vergessen Sie nicht, eine Bewilligung bei der Polizei einzuholen. Ob Sie diese erhalten, entscheidet im Zweifelsfall das Los und nicht, wie es ein hartnäckiges Gerücht will, ein Vorspiel vor Experten der Polizei. 

Wie haben's die Winterthurerinnen und Winterthurer mit der Religion? Am 17.7. wissen Sie mehr!

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