Freitag, 6. Juni 2014

Kultur




SommerTheater

Kultur

Winterthur kann sich einer Zahl von nicht weniger als 18 Museen rühmen. Das ist beträchtlich. Im Vergleich dazu: Luzern hat deren 12, Bern 17,
Lausanne 20. Internationale Ausstrahlung geniessen u.a. die Sammlungen Oskar Reinhart am Stadtgarten und jene am Römerholz, die zum Landesmuseum gehört. Letztere befindet sich im ehemaligen Wohnsitz des Sammlers und wartet mit zahlreichen Leckerbissen auf, wie Cézannes Obstschale mit Äpfeln und Brot, van Goghs Heringe und Tomaten, Goyas krude Lachsscheiben oder der unvergleichlichen Tarte tatin, zu Deutsch gestürzter Apfelkuchen, des Museumscafés. 

Auch die Sammlung des Kunstmuseums lässt sich blicken und hat den Vorteil, dass kunstbeflissene Eltern ihren weniger begeisterten Nachwuchs in die naturhistorische Sammlung (im gleichen Haus) entlassen können – oder umgekehrt. Nicht nur bei Familien, auch bei Schulen sehr beliebt ist das Technorama. Hier kann man buchstäblich Experimente machen, bei denen einem die Haare zu Berge stehen. Haarsträubendes, Zartes, Voyeuristisches, Ästhetisches oder Dokumentarisches bietet auch das Fotomuseum. Es ist zudem das Lieblingsmuseum meiner Freundin Sônia, weil sie hier – wie sie sagt - in die Ferne schweifen könne, ohne zu verreisen.

Leicht erliegt man der Versuchung, das kulturelle Leben Winterthurs auf Museen zu reduzieren. Dabei vergisst man das vielfältige Angebot anderer Gattungen, wie die Musikfestwochen oder Afro-Pfingsten. Das Festival mit dem afrikanischen Vibe verbindet Musik, Markt und Events zu einem veritablen Volksfest, das mittlerweile 70‘000 Menschen anzieht. Mein Favorit ist aber das Sommertheater. Wo sonst können Sie leichte Theaterkost, meist aus dem Englischen übersetzt, in einer Mischung aus Belle Epoque und Varieté-Atmosphäre geniessen? Wo finden die nostalgischen Comedian Harmonists noch eine echte Kurhaus-Pavillon-Kulisse, wenn sie auf eindeutig zweideutige Art ihre Veronika besingen? Einziger Wermutstropfen: das Wetter. Wenn es nicht mitspielt, droht der Zauber zu verpuffen. 

Davor ist das Programm der Villa Sträuli sicher. Es bietet Kleinkunst und Gaumenfreuden in heiterer Salonstimmung. Hier gibt es nicht nur Artists, sondern auch Cooks in Residence, die sich in ihren Oeuvres überbieten. Dass Winterthur auf kulturellem Gebiet nichts anbrennen lässt, beweisen verschiedene Events jüngeren Datums. Die Internationalen Kurzfilmtage etwa sind zu einem jährlich wachsenden Wert geworden. Kurze Filme aus der Schweiz und aller Welt werden hier gezeigt, juriert und ausgezeichnet. 

Jung und hip ist die Jungkunst, jene Messe für junge Schweizer Kunstschaffende mit mehr und mit weniger Talent. Seit 2008 zeigen sie, was sie können in Halle 52 im Sulzer-Areal. Um Winterthurs kulturelle Stärken noch besser zu positionieren, gibt es seit 2013 den Kulturherbst. Der setzt sich zum Ziel, während zehn Tagen im November die Berührungspunkte zwischen Kunst und Wissenschaft zu suchen. Ob mit Erfolg, das wird die Zukunft zeigen.

Die nächste Post gibt's am 16.6. Sie bringt Ihnen Winterthurer Lieblingsorte!

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