Donnerstag, 13. März 2014

Der Landbote



Der Landbote

Georg Büchner
Lesen Sie Zeitung? Wenn ja, wie halten Sie’s damit? Bevorzugen Sie das sinnliche Erlebnis Ihrer Lektüre - Druckerschwärze gepaart mit Kaffeeduft - oder sind Sie schlicht online? Kämpfen Sie noch mit richtigen Seiten oder nur mit dem Batteriebetrieb? Unabhängig davon stellt sich eine andere interessante Frage: Wie gut kennen Sie das Blatt, das Sie lesen? Wie hoch ist seine Auflage, seit wann kommt es heraus, wer ist der Chefredaktor? Fragen über Fragen, deren Antworten man im Impressum findet.

Was da allerdings nicht steht, und was meine Freundin Sônia kürzlich beschäftigte ist: Warum heisst die Tageszeitung der sechstgrössten Schweizer Stadt Landbote? Wenn Sie den Grund in der thematischen Schwerpunktsetzung vermuten, liegen Sie nur halb richtig. Denn die starke Gewichtung der regionalen Berichterstattung wurde beim Landboten erst in jüngerer Zeit als Stärke erkannt und gefördert. Vorher war er v. a. internationalem und nationalem Geschehen verpflichtet. Woher also der Name? Vielleicht ist es spekulativ, aber wenn nicht wahr, so doch gut möglich, dass nämlich der Name auf das Jahr 1834 und auf die Kampfschrift eines deutschen Dichters zurückgeht. 

Damals schrieb der junge Georg Büchner einen feurigen Aufruf zur Revolution der (armen) Landbevölkerung gegen die (reichen) Bürger in den Städten. Dieses Pamphlet trug den Titel Hessischer – Sie ahnen es! – Landbote. Ein Appell, der auch in Winterthur offene Ohren gefunden haben dürfte. Denn hier fühlte man sich im Hintertreffen gegenüber dem finanzstarken Zürich. Landbotengesellschaft hiess dann schliesslich die Trägerschaft, welche 1836 unter der Federführung von Alexander Flegler die Herausgabe einer demokratischen Wochenzeitung in Winterthur forcierte. 

Von Anfang an gab sich der Winterthurer Landbote kämpferisch. Er sprach vom Filz der Geldaristokratie, wenn etablierte Blätter vom „System“ säuselten, propagierte Freiheit, wo andere Autorität beschworen und forderte Volksrechte, wo die Konkurrenz dem unbegrenzten Fortschritt frönte. Der Landbote definierte sich selbst in seiner Erstausgabe als einen „rüstigen Wanderer“. Einer der reise, um die Bedürfnisse der Menschen zu erfahren und seinen Lesern von den Ereignissen in der ganzen Welt, der Schweiz und im Kanton Zürich (in dieser Reihenfolge) zu berichten. 

Unterdessen ist der Bote freilich etwas in die Jahre gekommen. Er reist zwar noch, wenn auch nicht mehr ganz so stürmisch wie anno dazumal und seit August 2013 nicht mehr als Unabhängiger. So wird sich zeigen, ob er - im Mantel des grossen Verlegers, den er jetzt trägt - sein ursprüngliches Ziel noch wird wahrnehmen können: denn Menschen nahe zu sein.

"Alles, was das Herz begehrt"  oder Shopping-mehr-Wert in Winterthur, mehr darüber am 23.3.2014!


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